Die Bildung unserer Kinder darf nicht verschleudert werden

Den Lehrkräftemangel in Luxemburg bekämpfen, das ist das Ziel eines neuen Bachelor-Studiengangs in pädagogischer Ausbildung, der von der Universität Luxemburg angeboten und Anfang März 2023 vom Minister für Bildung, Kinder und Jugend, Claude Meisch, vorgestellt wurde. Dieses neue Angebot klingt verlockend: ein Bachelor in einem pädagogischen Bereich und ein zusätzliches Studienjahr, um schließlich den Zugang zum Lehrerberuf in den Zyklen 2, 3 und 4 der Grundschule zu erhalten.

Dieser neue Bachelor-Studiengang wird dann das derzeitige Quereinsteigerprogramm ersetzen, um genau diesen Mangel zu beheben. Nach Angaben des Bildungsministeriums wurde dieses Programm vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um “dem Mangel an Absolventen der Erziehungswissenschaften zu begegnen”. Es ist festzustellen, dass sich trotz dieser Öffnung fünf Jahre später nichts geändert hat. Statt die Ursachen des Lehrermangels zu bekämpfen, hat Minister Meisch einen “Quereinstieg bis” eingeführt.

Mit diesem neuen Bachelor in pädagogischer Ausbildung wird es zwei Möglichkeiten geben, Grundschullehrer zu werden:

Ein Bachelor in Erziehungswissenschaften an der Universität Luxemburg, der 30 Wochen schülernahe Praktika in allen Jahrgangsstufen der Grundschule umfasst.
Ein Bachelor in einem erziehungswissenschaftlichen Fach, gefolgt von einer einjährigen Ausbildung, die jedoch Bachelor in pädagogischer Ausbildung genannt wird, mit nur 6 Wochen Praktikum in zwei Zyklen.

Wenn man nur die Zahlen vergleicht, kann man unschwer erkennen, dass dieser neue Weg Lehrer hervorbringen wird, die weniger gut auf die Realität vor Ort vorbereitet sind und auch weniger gut ausgebildet sind, um die zahlreichen Herausforderungen in der Bildung der zukünftigen Generationen zu bewältigen. Lehrer, die, sobald sie mit der Realität vor Ort konfrontiert werden, Gefahr laufen, den Lehrerberuf aufzugeben, um ihren ersten Bachelor zu nutzen.

Diese neue Ausbildung stellt auch eine Abkehr und Abwertung des klassischen Bildungswegs dar, der doch Lehrer hervorbringt, die für die Herausforderungen eines mehrsprachigen und multikulturellen Schulumfelds gut gerüstet sind.

Anstatt ein Pflaster auf ein Holzbein zu kleben und die etablierte Ausbildung abzuwerten, hätte Minister Meisch besser daran getan, den Lehrermangel in Luxemburg gezielt zu bekämpfen. Warum ist der Lehrerberuf für junge Menschen nicht mehr interessant? Warum wenden sich die heutigen Lehrerinnen und Lehrer vom Beruf ab oder arbeiten nur noch Teilzeit? Das sind Fragen, die man sich schon vor fünf Jahren hätte stellen müssen und die auch heute noch aktuell sind.

Der SEW/OGBL warnt immer wieder vor den sich verschlechternden Arbeitsbedingungen der Grundschullehrer, sei es der immer größer werdende administrative Aufwand, die gefühlte unzureichende Unterstützung durch die Regionaldirektionen oder die Herausforderung der Heterogenität in den Klassenzimmern, der sich die Lehrer ohne zusätzliche Mittel stellen müssen.

Es ist höchste Zeit, auf den Lehrermangel zu reagieren, aber mit Respekt gegenüber dem aktuellen Lehrpersonal und den Studierenden des Bachelorstudiengangs Erziehungswissenschaften!

Mitgeteilt vom Syndikat Erziehung und Wissenschaft (SEW) des OGBL,
den 20. März 2023