Unfaire bis illegale Arbeitsbedingungen an öffentlichen internationalen und europäischen Schulen

Öffentliche Europaschulen oder internationale Schulen schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Um den Bedarf an geeignetem Personal zu decken, greift man zunehmend auf Lehrkräfte aus dem anglophonen, aber auch dem frankophonen Ausland zurück. Nach ihrem Umzug nach Luxemburg stehen viele dieser Lehrkräfte vor bürokratischen und arbeitsrechtlichen Problemen:

  • Die langsame Luxemburger Bürokratie führt in vielen Fällen dazu, dass neu eingestellte Lehrer erst nach 3 bis 5 Monaten ihr Gehalt erhalten oder bei der Krankenversicherung angemeldet wurden. Dies stellt die Lehrkräfte vor erhebliche Probleme: Viele von ihnen haben zudem nicht nur sich selbst, sondern auch eine Familie zu finanzieren. Dies trifft auch auf Luxemburger Lehrkräfte zu.
  • Bürokratisches Chaos führte in diesem Jahr dazu, dass mindestens 40 Lehrkräfte seit Monaten ein falsch berechnetes Gehalt erhalten.
  • Ein Mangel an Kommunikation und Transparenz sorgt außerdem dafür, dass die neu eingestellten Lehrer*innen ihre Rechte kaum kennen, was wiederum dazu führt, dass einige von ihnen sich illegalen Arbeitsbedingungen ausgesetzt sehen. Dies geht von unbezahlten, da illegalen Überstunden während des Referendariats („Stage“), während einer Schwangerschaft oder während des Elternurlaubs bis hin zur Missachtung des Arbeitsvertrags. Dieser Missstand betrifft nicht nur international rekrutierte Lehrkräfte, sondern auch die in Luxemburg rekrutierten Lehrkräfte.
  • Einige Schulleitungen scheinen zudem einen Vorteil an diesem Mangel an Transparenz und Aufklärung zu sehen: In einigen Schulen sind unbezahlte Arbeitsstunden fest im System integriert und scheinen zum pädagogischen Konzept zu gehören, dies sowohl für international rekrutierte als auch für in Luxemburg rekrutierte Lehrkräfte, was zu einer großen Unzufriedenheit an diesen Schulen führt.

Das SEW/OGBL ist fest entschlossen, diese Missstände nicht länger zu tolerieren. Zusammen mit betroffenen Lehrkräften hat das SEW/OGBL einen Forderungskatalog ausgearbeitet und am 24. November 2021 dem Bildungsministerium während einer Unterredung überreicht. Wir fordern:

  • Information und Transparenz von Anfang an. Neu eingestellte Lehrer sollen von der Personalverwaltung des Staates CGPO umfassend über ihre Rechte und Arbeitsbedingungen aufgeklärt werden.
  • Um Sprachbarrieren abzubauen, sollen Schulen ihren Lehrkräften Sprachkurse in Luxemburgisch, Deutsch und Französisch anbieten und diese als Teil der obligatorischen Weiterbildung anerkennen. Die Kosten für Sprachzertifikate im Rahmen des CECR („Cadre européen de réference pour les langues“) sollen vom Bildungsministerium übernommen werden.
  • Die Prozeduren, um neu eingestellte Lehrerkräfte bei der Krankenversicherung anzumelden und zu bezahlen, müssen beschleunigt werden.
  • Falsch berechnete Gehälter müssen sofort korrigiert werden.
  • Schulleitungen, die das Arbeitsrecht missachten, müssen vom Unterrichtsministerium zur Ordnung gerufen werden: Keine illegalen und unbezahlten Überstunden mehr!! Auch der Missachtung der im Arbeitsvertrag festgehaltenen Arbeitsbedingungen gehört ein Ende gesetzt!

Mitgeteilt vom OGBLSyndikat Erziehung und Wissenschaft (SEW)
am 3. Dezember 2021