Dieser Artikel wurde im Aktuell veröffentlicht (5/2025)

Sozialdialog am Scheideweg

Seit mehreren Monaten führt der OGBL zusammen mit der Personaldelegation von CEBI Luxemburg Verhandlungen über die Erneuerung des Kollektivvertrags im Unternehmen. Es muss jedoch festgestellt werden, dass die Geschäftsleitung statt eines offenen und zukunftsorientierten Dialogs leider ein altbekanntes Muster wiederholt: Nachdem sie zunächst erhebliche Rückschritte vorgeschlagen hatte, präsentiert sie nun die bloße Beibehaltung des Status quo als „Kompromiss”.

Am 10. November dieses Jahres hat die Geschäftsleitung ihre Position in einem schriftlichen Dokument offiziell bekanntgegeben, in dem sie vorschlägt, den aktuellen Kollektivvertrag ohne jegliche Verbesserungen für drei Jahre vollständig zu verlängern und dabei ausdrücklich jegliche Lohnerhöhungen und zusätzlichen Urlaubstage ablehnt. Sie bezeichnet dies sogar als „endgültiges Angebot”.

Für die Beschäftigten, die seit Jahren die Produktion sicherstellen, die Qualität aufrechterhalten und das Unternehmen am Leben erhalten – ohne jemals echte kollektive Fortschritte zu sehen –, ist diese Haltung ein eklatanter Mangel an Respekt. Umso mehr, als CEBI wiederholt von erheblichen öffentlichen Mitteln profitiert hat, die von der Allgemeinheit finanziert wurden.

Anfang Dezember organisieren die Delegation und der OGBL Personalversammlungen in allen Mannschaften, um zu informieren, zu vereinen und die nächsten Schritte vorzubereiten. Sollte die Geschäftsleitung sich weiterhin weigern, ein neues klares, konkretes und verhandelbares Angebot vorzulegen, werden die bereits vorbereiteten gewerkschaftlichen Aktionen eingeleitet.

CEBI hat aus zehn Jahren sozialer Konflikte nichts gelernt

Interview mit Béatrice Rizzo (Präsidentin der Personaldelegation), Sébastien Cadronnet (Vizepräsident der Personaldelegation) und Patrick Freichel (Zentralsekretär des OGBL)

Wie würden Sie die Situation nach dem erneuten Scheitern der Verhandlungen beschreiben?

Béatrice Rizzo: Wir sind enttäuscht und wütend. Mit ihrer Haltung widersetzt sich die Geschäftsleitung direkt den Interessen derer, die den Standort jeden Tag am Laufen halten.

Sébastien Cadronnet: Ohne unsere Arbeit läuft hier gar nichts. Die Geschäftsleitung tut aber so, als wären wir nur Kosten, die es zu kontrollieren gilt. Das ist respektlos.

Patrick Freichel: Aus Sicht des OGBL ist klar: Dieses Verhalten gefährdet den Sozialdialog. Angesichts dieser Situation ist unsere Stärke die Einheit: Die Delegation, der OGBL und die Belegschaft bilden eine Einheit.

Was macht diese Verhandlungen besonders problematisch?

Béatrice Rizzo: Die Unternehmensleitung hat die Verhandlungen mit erheblichen Rückschritten eröffnet. Dies beweist, dass sie nicht die Absicht hatte, über soziale Fortschritte zu sprechen.

Patrick Freichel: Ja, und wir sagen es ganz klar: Die Geschäftsleitung hat uns nichts angeboten. Die im Kollektivvertrag verankerten Rechte sind keine „sozialen Errungenschaften” – sie sind sozial erkämpft. Jedes Recht wurde durch kollektiven Kampf errungen. Und wir lehnen jeden Versuch ab, die Verhandlungen zu beginnen, indem alles nach unten gezogen wird.

Warum gibt es seit Jahren immer wieder dieselben Hindernisse?

Sébastien Cadronnet: Nun, weil die Geschäftsleitung sich weigert, unseren Wert anzuerkennen. Sie wiederholt dieselben Blockaden wie 2018 und 2022. Sie spricht nie von Modernisierung oder Verbesserung.

Patrick Freichel: Die Geschäftsleitung von CEBI betrachtet die Mitarbeiter als Kostenfaktor. Die Realität sieht jedoch anders aus: Wir sind der Mehrwert von CEBI. Ohne uns gibt es keine Produktion, keine Qualität, keine Kunden.

Wie beurteilen Sie die jüngsten Lohnentwicklungen?

Béatrice Rizzo: Der Index hat unsere Kaufkraft geschützt, aber es gab keine strukturellen Fortschritte, keine nachhaltige Lohnentwicklung.

Patrick Freichel: Deshalb fordern wir eine kollektive Lohnerhöhung. Der Index ist keine Geste der Anerkennung: Er ist ein gesetzliches Minimum.

Was sind Ihre konkreten Forderungen?

Béatrice Rizzo: Es muss eine kollektive Lohnerhöhung geben, eine Aufwertung des Dienstalters im Urlaub, die Beibehaltung des Urlaubsgeldes…

Sébastien Cadronnet: Und vor allem: kein Rückschritt. Der von der Geschäftsleitung vorgeschlagene Status quo ist kein Kompromiss – er ist eine Blockade.

Wie reagiert das Personal?

Béatrice Rizzo: Die Beschäftigten halten sehr zusammen. Und sie sehen deutlich, dass die Geschäftsleitung sich weigert, ernsthaft zu verhandeln.

Sébastien Cadronnet: Wir erhalten jeden Tag Unterstützungsbotschaften. Die Kollegen sagen: „Wir gehen gemeinsam voran.“

Welche Bedeutung haben die Personalversammlungen, die Anfang Dezember stattfinden?

Patrick Freichel: Sie sind unverzichtbar. Wir werden alle Mannschaften in aller Transparenz informieren: was die Geschäftsleitung vorschlägt, was sie ablehnt und was wir fordern. Und diese Versammlungen werden eines ganz deutlich machen: Die Delegation, die Belegschaft und der OGBL stehen geschlossen hinter uns.

Béatrice Rizzo: Jeder Mitarbeiter kann seine Meinung äußern. Das ist unsere Stärke.

Sind bereits gewerkschaftliche Aktionen vorbereitet?

Patrick Freichel: Ja. Wir haben mehrere Szenarien vorbereitet. Wir hoffen weiterhin, dass die Geschäftsleitung zur Vernunft kommt, aber wenn sie sich weiterhin weigert, etwas zu unternehmen, werden wir gemeinsam entschlossen handeln.

Sébastien Cadronnet: Die Basis ist bereit.

Die Geschäftsleitung hat öffentliche Beihilfen erhalten. Welche Verantwortung bringt das mit sich?

Patrick Freichel: Eine offensichtliche Verantwortung. Wenn ein Unternehmen öffentliche, von der Allgemeinheit finanzierte Beihilfen erhält, muss es auch seine Mitarbeiter respektieren. Man kann nicht Subventionen annehmen und dann jede interne Verbesserung ablehnen. Das ist sozial und moralisch inkonsequent.

Welche abschließende Botschaft möchten Sie der Geschäftsleitung mitgeben?

Béatrice Rizzo: Wir sind keine Kostenfaktoren. Wir sind jene, die produzieren, innovativ sind und für Qualität sorgen.

Sébastien Cadronnet: Die Tür zum Dialog ist noch offen – aber sie wird nicht ewig offenbleiben.

Patrick Freichel: Wir fordern die Geschäftsleitung auf, ein neues, klares, konkretes und verhandelbares Angebot vorzulegen. Der Status quo ist keine Option mehr. Und wir wiederholen: Die Geschäftsleitung hat uns nichts angeboten. Unsere Rechte sind keine Selbstverständlichkeit – sie sind soziale Errungenschaften. Und wir werden sie gemeinsam verteidigen: Delegation, Personal und OGBL.

Dieser Artikel wurde im Aktuell veröffentlicht (5/2025)