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NEET? Need a job!

Zeiten wirtschaftlicher Verlangsamung haben schwerwiegende Folgen für die Arbeitsuchenden, insbesondere für die Jugendlichen, die meist die ersten sind, die bei wirtschaftlichem Rückgang ihre Arbeit verlieren und die letzten, die bei wirtschaftlichem Aufschwung wieder eine Arbeit finden. Die Jugendarbeitslosenquote ist tendenziell höher als die durchschnittliche, Arbeitsplatzqualität und -sicherheit nehmen ab. Kurz: Jugendliche sind auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt.

Das NEET-Phänomen
Der Ausdruck NEET (Akronym für Not in Education, Employment or Training) steht für ein Konzept das in der Regel alle Jugendlichen von 15 bis 24 begreift, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und auch keine Weiterbildung absolvieren. Diese Bevölkerungsgruppe hat gemeinhin ein niedriges Bildungsniveau oder einen Migrationshintergrund. Der Ausdruck NEET wurde erstmals in Großbritannien infolge einer Studie, die aufzeigte, dass immer mehr ältere Jugendliche die Schule abbrechen und über lange Zeiträume ohne Arbeit bleiben, gebraucht.
Für die NEET kann ihre Lage eine ganze Reihe von negativen sozialen Konsequenzen nach sich ziehen: Isolation, prekäre und unterbezahlte Arbeit sowie physische und mentale Gesundheitsprobleme. Diese Faktoren können die persönliche Entwicklung der jungen Leute beeinträchtigen, ihre Lebenschancen und -erwartungen herabsetzen sowie sie der Armut und sozialen Ausgrenzung aussetzen. Die NEET laufen die Gefahr der sozialen Marginalisierung und des Ausschlusses vom Arbeitsmarkt. In diesem Zusammenhang macht die OGBL-Jugendabteilung darauf aufmerksam, dass die NEET nicht nur ein Problem für den Einzelnen, sondern auch eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft darstellen.
Der NEET-Prozentsatz ist sehr unterschiedlich von einem EU-Mitgliedland zum anderen. So zählt Bulgarien 23,6 % und Italien mehr als 22 %, die Niederlande haben einen Prozentsatz von 5,8 % und Luxemburg von 6 %. Jedenfalls ist die Anzahl der NEET in der Europäischen Union extrem hoch: An die 7,5 Millionen Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren fallen unter die Kategorie NEET. Eurofound, die europäische Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, schätzt, dass die NEET Europa jährlich an die 120 Milliarden Euro kosten.

Die Jugend: Priorität der Prioritäten!
Die Jugendabteilung des OGBL warnt vor dem „Drehtüreffekt“, der darin besteht, dass ein Jugendlicher von einer der neu eingeführten Beschäftigungsmaßnahmen für Jugendliche in die andere geschoben wird, dies auch ohne Rücksicht auf dadurch entstehende Überschneidungen. Deshalb muss die Betreuungsdauer genau festgelegt und zudem eine dauerhafte (Wieder)eingliederung ohne zu hohe Rückfallquoten garantiert werden.
Eine der größten Herausforderungen des Kampfes gegen die Jugendarbeitslosigkeit liegt in der Abstimmung der Qualifikationen der Jugendlichen mit den Angeboten des Arbeitsmarkts. Hier bestehen noch immer Diskrepanzen. Die Jugendabteilung des OGBL unterstreicht demzufolge, dass die Ausbildungspolitik den Gegebenheiten des Arbeitsmarkts angepasst werden muss, damit der Übergang von der Schule in den Beruf weniger zeitaufwendig und einfacher wird.
Es gilt für die am stärksten benachteiligten Jugendlichen, auf die im Allgemeinen mehrere soziale Ausgrenzungsrisikofaktoren zutreffen, Basisstrategien auszuarbeiten und umzusetzen. Es muss so früh wie möglich bei den Schwierigkeiten, die Kinder aus sozial schwachem Milieu im Schulsystem haben, gegengesteuert werden. So ist sich die Jugendabteilung des OGBL der Wichtigkeit der Fortsetzung der Maßnahmen zur Schulabbruchvermeidung bewusst.

Sind unbefristete Arbeitsverträge noch möglich? Oder geht es verstärkt in Richtung prekäre Arbeitsverhältnisse?
Angesichts der Tatsache, dass bereits eine ganze Reihe von Jugendbeschäftigungsmaßnahmen laufen, wäre es jetzt an der Zeit eine Bestandsaufnahme zu machen. Denn allen Programmen zum Trotz bleiben die Bedingungen für viele Jugendliche heikel. Ein Problem ist dadurch entstanden, dass massenhaft Maßnahmen eingeführt, die im Nachhinein ständig geändert, angepasst beziehungsweise ersetzt wurden. Eine eigentliche Auswertung bezüglich deren Wirksamkeit wurde bislang noch nicht gemacht. Dies wäre aber wichtig, um Finanzierung, Richtung und Ausrichtung der entsprechenden Politik zu bestimmen.

Die Jugendabteilung des OGBL betont die Wichtigkeit einer aktiven marktangepassten Beschäftigungspolitik und einer Verbesserung der Vermittlungsdienste für Jugendliche. Es gilt auch die Berufsorientierung sowie die individuelle Beratung der Jugendlichen ab der Schule zu verbessern.

Außerdem vertritt die Jugendabteilung des OGBL die Meinung, dass Ausbildungsverträge und Praktika für die Jugendlichen ein nicht zu unterschätzendes Instru-ment zum Erlangen unentbehrlicher Kompetenzen und Berufserfahrung darstellen und aus diesem Grund auch Teil der Strategien zur sozialen Verantwortung der Betriebe sein müssen. Daneben müssen Praktika von guter Qualität und mit guten Arbeitsbedingungen angeboten werden. Die Jugendabteilung verlangt ebenfalls, dass die im Rahmen von Maßnahmen und Programmen erlangten Kompetenzen und Qualifikationen formal anerkannt werden.

Die Jugendabteilung des OGBL fordert die Regierung auf darüber zu wachen, dass mehr hochwertige Arbeitsplätze geschaffen werden, um zu verhindern, dass die Jugendlichen in die Falle der Prekarität, die eine Aufeinanderfolge von verschiedenen Zeitarbeitsverhältnissen, die keine Verbesserung ihrer Lohn- und Arbeitsbedingungen ermöglichen, nach sich ziehen.

Ob junge Menschen, die eine Arbeitsstelle oder einen Weiterbildungsplatz suchen, nun als NEET oder einfach als Arbeitsuchende bezeichnet werden, spielt schlussendlich keine Rolle. Wichtig ist, dass die Jugendlichen sich nicht selbst überlassen bleiben und die Politik endlich reagiert und ihnen reale Zukunftsperspektiven aufzeigt. Die Jugend von heute ist die Zukunft unserer Gesellschaft. Sie außen vor zu lassen käme einer regelrechten sozialen und wirtschaftlichen Verschwendung gleich!

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