Dass sich seit Jahren der Prozentsatz jener Haushalte erhöht, die sich in einem Mietverhältnis befinden ist ein klares Signal dafür, dass für viele die Verwirklichung des Traums von den eigenen vier Wänden in weite Ferne rückt.
Sie sind Opfer der Boden- und Immobilienspekulation, die eine Preisspirale ausgelöst hat, die es ihnen nicht mehr erlaubt die für den Kauf einer Wohnung notwendige Kreditaufnahme zu betätigen.Gleichzeitig fressen die Mietpreise einen immer höheren Anteil ihres Einkommens.
Des einen Leid ist des anderen Glück. Bei der hohen bis sehr hohen Einkommensschicht der Bevölkerung mehrt sich der persönliche bzw. Familienbesitz oder privatgesellschaftlicher Besitz an bebaubaren bzw. bereits bebautem Land.
Es fehlt an Transparenz und an genauem Zahlenmaterial.
Wenn es um die Untersuchung der Einkommen und um den Besitz der höchsten Einkommensschicht in Luxemburg geht, gibt es kaum verfügbares Datenmaterial.
Diesbezügliche wissenschaftliche Studien sind in Luxemburg Mangelware. Für solche Studien scheint kein politisches Interesse vorhanden zu sein. Es ist mehr als nur ein Verdacht, dass über das wahre Gesicht der zunehmenden sozialen Inegalitäten in Luxemburg weiterhin der Schleier gelegt werden soll.
Doch glücklicherweise gibt es Ausnahmen. Im Februar 2019 hat das Forschungsinstitut LISER im Auftrag des Observatoire de l’Habitat eine sehr interessante Studie über den Konzentrationsgrad des Besitzes an potenziellem Bauland für Wohnzwecke erstellt.
Die Resultate lassen aufhorchen.
Die Studie kommt zum Schluss, dass 72,5% des noch bebaubaren Bodens für Wohnzwecke (72,5% von insgesamt 2959 Hektar) im Besitz von nur 2,7% der Bevölkerung Luxemburgs sind.
Und dass nur 0,03% der Bevölkerung sage und schreibe 13,6% dieses Baulands besitzen!
Es handelt sich um 159 Personen die potenzielles Bauland in einem geschätzten Wert von 3,4 Milliarden € besitzen. Das entspricht einem Durchschnittswert von 21,4 Millionen € pro Person.
72,5% des noch bebaubaren Bodens sind im Besitz von 2,7% der Bevölkerung.
Wie stark darüber hinaus das anzunehmende Ausmaß der familiären Verwandschaft unter diesen 159 Personen ist geht leider nicht aus der Studie hervor.
Die Studie des LISER gibt ebenfalls einen Einblick in den Konzentrationsgrad des Baulandbesitzes in der Hand privater Gesellschaften („juristische Personen“).
442 Hektar (14,9 %) des potenziellen Baulands sind im Besitz von 746 Gesellschaften. Geschätzter Gesamtwert: 3,85 Milliarden €.
Hier ist eine noch stärkere Konzentration im Vergleich zu den „natürlichen Personen“ festzustellen.
5,3% der Gesamtfläche potenziellen Baulands liegen nämlich in den Händen von nur 8 (!) Gesellschaften. Mit einem geschätzten Wert von insgesamt 1,605 Milliarden €. Weil oft mehrere Privatgesellschaften zur selben Unternehmergruppe gehören, ist von einem noch höheren Konzentrationsgrad auszugehen.Der OGBL fordert von der Regierung, dass zusätzliche Studien über die Besitzverhältnisse im Wohnbereich dringlichst in Auftrag gegeben werden.
Wie sieht die Besitzverteilung bei den bereits bestehenden Immobilien aus? Und wie hat sich die Besitzverteilung in den letzten Jahren verändert bzw. wie entwickelt sie sich im Verlauf der kommenden Jahre?
Solche und andere Untersuchungen sind unabkömmlich, um die Entwicklung der sozialen Inegalität beim Besitz von Bauland und Wohnungen nicht nur objektiv sichtbar zu machen, sondern um sie mit gezielten gesetzlichen Maßnahmen wirksam bekämpfen zu können.
Das Phänomen Airbnb
Seit ein paar Jahren gibt es ein neues Phänomen, das sich in vielen europäischen Städten und auch in Luxemburg breit macht, nämlich die kurzfristige Vermietung von möblierten Wohnungen an Touristen über Online-Plattformen.
Die steigende Beliebtheit dieser Art der Vermietung kann dazu führen, dass es weniger Wohnungen für in Luxemburg ansässige Personen gibt, und setzt die Mietpreise auf dem Immobilienmarkt unter Druck.
In seinem Jahresgutachten 2018 forderte der Wirtschafts- und Sozialrat die Regierung auf, dieses Phänomen genauer unter die Lupe zu nehmen, um konkrete Daten über die Verbreitung dieses neuartigen Vermietungsgeschäfts zu erhalten, das kaum etwas mit einer „Sharing Economy“ im eigentlichen Sinne zu tun hat.
Manche Städte im Ausland haben Regulierungen (Anmeldung, zeitliche Begrenzung der Miete usw.) eingeführt, die als Vorbild für Luxemburg dienen könnten. In der Gemeinde Mamer gibt es übrigens seit Kurzem eine Aufenthaltstaxe von 3% auf Airbnb-Vermietungen. Dies ist die erste derartige Maßnahme in Luxemburg, um dieses Phänomen einzudämmen.