Zwei Faktoren, die zur Verschärfung der Ungleichheiten in Luxemburg beitragen
Das neue Sozialpanorama 2019 der Arbeitnehmerkammer, das Ende April 2019 veröffentlicht wurde, enthält interessante Informationen über die Lohnentwicklung in Luxemburg. Es stellt sich etwa heraus, dass die Löhne der 20% am schlechtesten bezahlten Arbeitnehmer zwischen 2000 und 2017 um – nominal 1– 58% gestiegen sind. Das Patronat nutzte diese Zahl als Argument gegen die – durchaus berechtigte – Forderung des OGBL nach einer Anhebung des sozialen Mindestlohns um 10%.
Viel weniger spektakulär sieht dieser Anstieg jedoch aus, wenn man ihm die Entwicklung der Gehälter der 5% am besten bezahlten Arbeitnehmer im gleichen Zeitraum gegenüberstellt. Deren Anstieg seit dem Jahr 2000 liegt nämlich bei 75,7% und damit um ein Viertel höher als bei den niedrigen Gehältern!
Dieser Umstand trägt bereits zur zunehmenden Ungleichheit in Luxemburg bei, wie der Stand des Gini-Koeffizienten (eine internationale Kennziffer zur Berechnung von Einkommensungleichheit) zeigt. In der Tat hat der Gini-Koeffizient nach Steuern und Sozialtransfers zugenommen. Denn der Gini-Koeffizient nach Steuern und Sozialtransfers stieg zwischen 2005 und 2017 von 0,26 auf 0,31 auf einer Skala von 0 bis 1 (0 = alle Einkommen eines Landes sind gleichmäßig verteilt; 1 = das gesamte Einkommeneines Landes liegt in einer Hand).
Betrachtet man die Kaufkraftentwicklung, indem man die regelmäßige Anpassung der Gehälter an den Anstieg der Verbraucherpreise (INDEX) herausrechnet, sind die Unterschiede zwischen niedrigen und hohen Gehältern noch eindrucksvoller.
Denn die am besten bezahlten Arbeitnehmer können sich über einen 22%igen Anstieg ihrer Kaufkraft seit 2000 freuen, Arbeitnehmer ganz unten auf der Gehaltsskala jedoch nur über 10%, also nur halb so viel.
Darüber hinaus wurde ein großer Teil der Gehaltserhöhungen der letzten Jahre von der Preisexplosion auf dem Miet- und Eigenheimmarkt sozusagen neutralisiert bzw. aufgezehrt.
Angesichts dieser Entwicklungen verwundert es kaum, dass der Anteil der Privathaushalte, die durch die Ausgaben für das Wohnen finanziell hoch belastet werden, ständig zunimmt (von 28,6% im Jahr 2005 auf 36,8% im Jahr 2017 laut Angaben von Eurostat) und dass Luxemburg in diesem Bereich der großen Mehrheit seiner Partner in der Eurozone hinterherhinkt.
1 d. h. ohne die zwischenzeitliche Preisentwicklung zu berücksichtigen.