Die Zukunft unserer Industrie

industrie2Seit mindestens einem Jahrzehnt befinden sich die Löhne im Industriesektor im Schlepptau der Produktivität. Es ist an der Zeit das Gleichgewicht wieder herzustellen.

Das industrielle Luxemburg erfährt heute tiefgreifende Änderungen in seiner Funktionsweise und bezüglich seiner Produktionswerkzeuge. Diese Entwicklungen gewährleisten den Fortbestand der industriellen Tätigkeiten, doch sie stellen die Arbeitnehmer vor neue Herausforderungen.

Gleichzeitig verlangen die Arbeitgeber pausenlos ein günstigeres wirtschaftliches Umfeld. Von den Arbeitnehmern wird immer mehr Flexibilität und Verfügbarkeit gefordert. Als Gegenleistung für diesen Aufwand, gar nichts!

Die Industrie erfährt ebenfalls einen Zusammenprall der Generationen. Die Rentner gehen mit ihrem Wissen weg, und sie zu ersetzen erweist sich schwieriger als erwartet.

Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass die Ausbildung der Jugendlichen oder die Begleitung der Weiterbildung der bereits vorhandenen Arbeitnehmer von den Unternehmen vernachlässigt oder sogar aufgegeben wurde.

Diese Umänderungen und diese verheerenden Arbeitgeberpolitiken fangen an ihre Grenzen aufzuzeigen. Wir müssen leider feststellen, dass unsere Unternehmen immense Schwierigkeiten haben, um Arbeitnehmer einzustellen, unabhängig von ihrer Ausbildung.

Diese fehlenden Anreize sind besorgniserregend, aber total verständlich. Die Löhne sind zu niedrig, vor allem, wenn man die geforderten Fähigkeiten oder die Schwere der Arbeit in Betracht zieht. Dieses Umfeld bietet nicht mehr genügend Perspektiven, und nicht einige Werbekampagnen werden das ändern.

In diesem unsicheren Umfeld muss man diese Änderungen begleiten, um die Verteidigung der Interessen der Arbeitnehmer heute und morgen zu gewährleisten. Dafür bedarf es einer starken Gewerkschaft, die vor Ort durch kompetente und ausgebildete Delegierte vertreten ist. Dies, um günstige Kollektivverhandlungsvoraussetzungen und echte Mitentscheidung bei Sozial- und Lohnfragen in den Unternehmen zu schaffen. Diese beiden Elemente sind die einzigen Garanten einer vorteilhaften Zukunft für alle.

So nehmen die Arbeitnehmer mit ihren Vertretern aktiver an der Gestaltung der Lohnpolitik teil. Dies geht nur über gerechte und transparente Laufbahnen und den Vorschlag von wahren Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Dies um gegen die negativen Effekte einer nach unten orientierten Arbeitgeber-Lohnpolitik vorzugehen, wie wir sie in den vergangenen Jahren kannten.

Das Gleichgewicht wiederherstellen

Die Löhne müssen steigen, um die Attraktivität der Industrie zu erhöhen. Das Gleichgewicht zwischen den Produktivitätsgewinnen und der Lohnentwicklung muss wiederhergestellt werden. Es muss festgestellt werden, dass Erstere schneller zugenommen haben als Letztere, und das vor allem seit etwa zehn Jahren. Die Folge davon ist, dass der geschaffene Reichtum überwiegend den oberen Etagen oder den Aktionären zu Gute kam, und nicht denen, die ihn schaffen.

Um die persönlichen und beruflichen Ansprüche jedes Einzelnen zu verwirklichen, ist es unerlässlich, neue Arbeitszeitorganisationsmodelle zu schaffen, die es ermöglichen das Privat- mit dem Berufsleben zu vereinbaren. Dies geht über mehr Autonomie und Entscheidungsmacht für den Arbeitnehmer in der Gestaltung seiner Arbeit. Die Zeitsparkonten, die Telearbeit oder auch noch die Reduzierung der Arbeitszeit sind so viele Themen, die zu behandeln sind.

Gleichzeitig haben die Arbeitnehmer ihr Wörtchen mitzureden, wenn es um ihre berufliche Laufbahn geht. Die Weiterbildung in der Firma ist ein zentrales Thema des Sozialdialogs. Die Arbeitnehmer müssen die Kontrolle über ihr Berufsprojekt zurückgewinnen, um sowohl ihre persönliche als auch die berufliche Entfaltung zu gewährleisten. Die Firma muss den Arbeitnehmer auch besser in seinen Lebensumständen begleiten. Die unvorhergesehenen Situationen, die Probleme, die durch Krankheit oder Alter entstehen, dürfen nicht zu Problemen für die Arbeitnehmer führen.

OGBL ist die Industrie

Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, um den Forderungen der Arbeitnehmer nachzukommen, und um die Attraktivität des Sektors zu verbessern, muss das Gleichgewicht zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern wiederhergestellt werden. Dafür bedarf es einer starken und unabhängigen Arbeitnehmervertretung. Als erste Gewerkschaft des Landes vertritt der OGBL mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer aus der Industrie. In der Tat ist der OGBL die Industrie. Als solches arbeiten wir unaufhörlich und schlagen Lösungen vor, um den Alltag aller Industrie-Arbeitnehmer zu verbessern und Niemanden außen vor stehen zu lassen.
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Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat Chemie und vom OGBL-Syndikat Metallverarbeitende Industrie
am 19. April 2018