Das Kapital eines Finanzplatzes sind seine Angestellten und deren Kompetenz!

Eine Delegation des OGBL, die sich aus Véronique Eischen, Mitglied des Exekutivbüros, Serge Schimoff, Vorsitzender des Syndikats Banken und Versicherungen (SBA), Marcello Magliulo und Jean-Didier Frey, stellvertretende Vorsitzende des SBA, sowie Francis Capitani, Vorsitzender der Sektion Unternehmen OGBL/BGL, zusammensetzte und von André Roeltgen, Generalsekretär des OGBL, geleitet wurde, wurde kürzlich vom Finanzminister Pierre Gramegna zu einem Meinungsaustausch hinsichtlich der Zukunft der Beschäftigung im Banken- und Finanzsektor in Luxemburg empfangen.

Der OGBL hat den Minister insbesondere darauf hingewiesen, dass ein Teil des Kapitals des Finanzplatzes – den das Regierungsprogramm beispielsweise völlig unerwähnt lässt – in der Kompetenz und den Qualifikationen der in diesem Sektor tätigen Angestellten besteht. Da die Banken- und Finanzaktivitäten in Luxemburg derzeit bedeutende Entwicklungen erfahren, hält es der OGBL für mehr als notwendig, sich mit den künftigen Trends auseinanderzusetzen, um eine verantwortungsvolle Beschäftigungspolitik in diesem Sektor betreiben zu können und gegebenenfalls und zu gegebener Zeit die Angestellten auf neue Betätigungsfelder auszurichten.

Angesichts sehr guter Ergebnisse, die dieser Sektor verzeichnet, zeigte sich der Minister relativ zuversichtlich in Bezug auf jegliche beobachteten Aktivitäten. Der Minister stellt jedoch eine Veränderung bei den Kunden des Privatbankensektors (Private Banking) fest – diese werden immer anspruchsvoller und internationaler. Mit dieser Veränderung geht eine Neuverteilung der Karten zwischen den Einrichtungen einher und sie hat eine unmittelbare Auswirkung auf die Arbeitsplätze.

Nach Ansicht des OGBL bedarf die Umorientierung der von diesem Restrukturierungsprozess des Finanzplatzes betroffenen Angestellten besonderer Aufmerksamkeit. Der OBGL ist im Übrigen der Auffassung, dass es sich hierbei um ein fundamentales Element zur gezielten Bekämpfung der Arbeitslosigkeit handelt und bedauert in diesem Zusammenhang, dass hier keine Unterstützung seitens der Arbeitgeber zu finden ist, die offensichtlich nicht einmal die Vereinbarung über Outplacement-Maßnahmen einhalten, die im Tarifvertrag des Bankensektors für den Fall wirtschaftlich bedingter Entlassungen vorgesehen sind.

Der OGBL hat in diesem Zusammenhang einen Appell an die Regierung gerichtet, die sich des Problems annehmen und ihm auch eine politische Dimension verleihen soll. Der OGBL plädiert für die Implementierung von Instrumenten auf Sektorebene, die präventiv wirken und die berufliche Umstellung erleichtern, wie beispielsweise die Einrichtung einer Plattform, auf der die Sozialpartner zusammen präsent sind, mit der Aufgabe, die Entwicklungen in der Beschäftigung bei verschiedenen Einrichtungen zu antizipieren und den betroffenen Arbeitnehmern weit über den engen Rahmen des Unternehmens der bisherigen Beschäftigung hinaus Möglichkeiten der Umschulung über einen Sozialplan anzubieten.

Der Minister zeigte sich sehr aufgeschlossen gegenüber den Bedenken und Überlegungen des OGBL. Er bekundete auch sein Interesse an einer näheren Beschäftigung mit der Frage des Verbleibs der von der Umstrukturierung des Finanzplatzes betroffenen Arbeitnehmer in einem Arbeitsverhältnis. In Bezug auf die hierfür denkbaren Instrumente betonte der Minister jedoch, dass diese Frage seine eigene Zuständigkeit überschreite und dass zu diesem Punkt eine interministerielle Abstimmung erforderlich sei.

Der OGBL wies den Minister schließlich darauf hin, dass die Gewerkschaften systematisch aus den sektoriellen Abstimmungsorganen ausgeschlossen wurden, die in den letzten Jahren zur (Wieder-)Belebung der Wirtschaft in Luxemburg von der Regierung eingerichtet wurden. Dies gilt ebenfalls für das Haut Comité de la place financière (hoher Ausschuss des Finanzplatzes). Der OGBL ist jedoch der Auffassung, dass er im Bereich der Beschäftigung und Ausbildung einen wertvollen Beitrag zu den dort angestellten Überlegungen leisten könnte.

Der Minister nahm dieses Anliegen zur Kenntnis und teilte mit, dass er ernsthaft in Erwägung ziehen würde, den Arbeitnehmerverband an der Arbeit des Haut Comité de la place financière zu Beschäftigungs- und Qualifizierungsfragen zu beteiligen.

Mitteilung vom OGBL
am 16. Juli 2014