46,31 Posten in Luxemburgs Spitälern zu viel – wirklich?

In einer rezenten Pressemitteilung wird erörtert, dass in den luxemburgischen Krankenhäusern 46,31 Posten also Arbeitsplätze zu viel bestehen würden, die über natürliche Abgänge in den nächsten 5 Jahren abgebaut werden sollen.

Aufgrund des Artikels in dem das sogenannte PRN zitiert wird, kann man davon ausgehen, dass es sich hierbei ausschließlich um den Bereich der Pflege- und Gesundheitsberufe handelt; also nicht um die Mitarbeiter der Logistik, Technik oder Verwaltung usw.

Genau dieses kanadische PRN-Modell zur Messung der Aktivität respektive der Berechnung der Personal-Posten im Pflegebereich wirft seit einigen Jahren enorme Probleme auf. Warum?

Seit den 90er Jahren wird anhand der PRN-Methode errechnet welches Arbeitsvolumen in Minuten in den Spitälern hierzulande anfällt.

Das Modell basierte bis 2008 auf einem Katalog von 249 verschiedenen Pflegetätigkeiten mit festgelegten Zeiten pro Akt (z.B. Ganzkörperwaschung: x Minuten; eine Spritze vorbereiten: y Minuten; Hilfestellung beim Essen: z Minuten usw.).

Auf diese Art und Weise wird in Verbindung mit der reellen durchschnittlichen Belegung und Aktivität der vorangegangenen Jahre das gesamte Arbeitsvolumen pro Krankenhaus und Jahr ermittelt und ist dann die Grundlage der Berechnungen für das nachfolgende Jahr.

Absolut positiv war bis 2008, dass das Arbeitsaufkommen methodisch auf eine nachvollziehbare und transparente Art und Weise errechnet wurde.

Problematisch war aber stets, dass den Krankenhäusern für 100% ermitteltes und dokumentiertes Arbeitsvolumen im Dienste der Patienten nur 82% Personal zugestanden wurde. Logischerweise konnte also das Pflegepersonal im Schnitt 18% der zu erbringenden Leistung zugunsten des Patienten nicht tätigen!

Dies kritisieren wir seit den 90er Jahren, doch die Verantwortungsträger im Gesundheitswesen stellen sich seit jeher was diese Tatsache anbelangt taub; natürlich aus Kostengründen.


Skandalös : totale Intransparenz in der Personalberechnung seit 2008!

Bis zu besagtem Zeitpunkt herrschte wenigstens absolute Transparenz, weil die Erhebungen von allen Beteiligten, somit auch von den Personalvertretern, eingesehen werden konnten.

Seit 2008 wurde die Anwendung des Berechnungs-Modells PRN grundlegend dahingehend abgeändert, dass die Erhebungen, die in den Spitälern getätigt werden, nicht mehr gemeinsam mit allen Beteiligten ausgewertet werden.

Ganz im Gegenteil: die Erhebungen werden streng geheim im stillen Kämmerlein auf höchster staatlicher Ebene ausgewertet! Das Resultat, also wie viel Personal real benötigt wird, ist demnach nicht mehr einsehbar, nicht mehr analysierbar und somit auch nicht mehr nachvollziehbar. Warum wohl?

Die Frage sei erlaubt, wieso die Entscheidungsträger im luxemburgischen Gesundheitswesen den Beteiligten seit 2008 die Erhebungen vorenthalten (?). Wer etwas zu verbergen hat, führt gewöhnlich eher Böses im Schilde … Wieso sonst dieser Sinneswandel seit 2008?

Vor 2008 fehlten willentlich bei aller Transparenz des Berechnungssystems im Schnitt schon mal 18% Pflegepersonal in den luxemburgischen Krankenhäusern.

Wenn jetzt, seit dem die Erhebungen bewusst geheim gehalten werden, behauptet wird es gäbe trotzdem noch rund 46 Posten im Bereich der Gesundheitsberufe in unseren Spitälern zu viel, dann kann sich jeder (Patient oder derjenige der es morgen werden kann ) vorstellen um was es hier geht : es geht ganz eindeutig nur darum den Kostenfaktor “Personal“ noch weiter zu reduzieren!

Dies ist in unseren Augen skandalös und wir fordern die aktuelle Berechnungsmethodik unverzüglich abzuschaffen und ein Aktivtitätsmessungsinstrument einzusetzen, das wieder Transparenz und realistische Zeitwerte pro Akt bei den Personalberechnungen zu 100 Prozent gewährleistet. Dies im Sinne einer qualitativ hochwertigen Pflege zugunsten der Patienten des luxemburgischen Krankenhauswesens!

Marco Goelhausen
Präsident des Syndikates Gesundheit und Sozialwesen
Gesundheitsberufler