ACL – Services s.a.: Direktion wünscht keinen Sozialdialog

aclAm 4. Dezember 2014 fand die letzte Runde betreffend den Streit der kollektivvertraglichen Verhandlungen beim ACL-Services s.a. vor dem Schlichtungsamt statt und endete mit der Feststellung einer Nicht-Schlichtung.

Keine Kompromissbereitschaft seitens der Direktion

Die Gewerkschaften waren in der letzten Sitzung vor dem Nationalen Schlichtungsamt bereit, einen weiteren Kompromiss einzugehen, der aber von der Direktion kategorisch abgelehnt wurde.

Diese aggressive Vorgehensweise der ACL-Vertreter spiegelt den gesamten Verlauf der Verhandlungen dar, seit dem Amtsantritt des neuen Direktors. In keinem Moment hatte man den Eindruck, dass die Direktion den Arbeitnehmerforderungen auch nur im Geringsten entgegenkommen wollte. Obwohl der OGBL und der LCGB bereit waren dem Wunsch der ACL-Verantwortlichen nachzukommen, und ein neues Entlohnungssystem zu verhandeln, das den verschiedenen Funktionen, Kompetenzen und Weiterbildungen besser Rechnung tragen könnte, lehnte die Direktion die von Arbeitnehmerseite geforderte und längst überfällige Aufwertung der Gehältertabellen für die Jahre 2013 bis 2015 konsequent ab.

Dass die letzte Aufwertung 2008 vorgenommen wurde (0,5%) und die ersten Gehälterstufen in der Zwischenzeit vom gesetzlichen Mindestlohn überholt worden waren, schien auf wenig Interesse zu stoßen.

Die Direktion ließ sich stattdessen dazu hinreißen von übertrieben hohen Löhnen [1] und von einer notwendigen Abbremsung der Personalkosten zu reden.

Kommunikationspolitik der Direktion lässt zu wünschen übrig

Auf der Pressekonferenz und in ihrer Pressemitteilung vom 5. Dezember 2014 zeigte die Direktion, dass sie Fakten so dreht wie es ihr gerade passt oder auch mal einiges vergisst.
Hierzu einige Anmerkungen:

  • Die Gewerkschaften forderten zu keinem Moment, dass Gehälterteile für die Dauer der vorherigen Kollektivverträge nachbezahlt werden müssten. Sie forderten, ab dem 1. Januar 2013 (Beginn eines neuen Kollektivvertrags), die Wiederherstellung der Regeln von 2008 betreffend die jährlichen individuellen Gehaltsaufbesserungen.
    Weshalb die ACL-Verantwortlichen immer wiederholen, sie hätten die Gehälter korrekt bezahlt, und anscheinend sogar das Arbeitsministerium und die ITM um Bestätigung fragten, bleibt unerklärlich, lenkt aber von den eigentlichen Problemen ab.
  • Die Direktion vermeidet es peinlichst zu erwähnen, dass die Kollektivvertragsverhandlungen über Monate von der Direktion verschleppt wurden. Die Gewerkschaften machten mehrmals darauf aufmerksam und wandten sich sogar per Brief an die Mitglieder des Verwaltungsrates.
    Auf diese Tatsache angesprochen, verweist der neue Direktor immer darauf, dass dies vor seiner Zeit beim ACL gewesen wäre und er sich der Zukunft widmen wolle.
  • Die Direktion teilt nicht mit, dass die Gehältermasse relativ stabil geblieben ist und das bestehende Defizit auf keinen Fall auf die Gehälter zurückzuführen ist. Auch scheint ein Abnehmen der Mitgliederzahl eine zweifelhafte Erklärung zu sein. Vor einigen Monaten wurde eine Zahl von 170.000 Mitgliedern angegeben, dann war vor einigen Wochen in einem Werbeblatt, das an alle Haushalte verteilt wurde von 171.000 die Rede und in der Pressekonferenz vom 5. Dezember wurde die Zahl von 175.000 genannt.

Das neue Entlohnungssystem ist ein vergiftetes Geschenk

Das neue Entlohnungssystem, das die Direktion schnellstmöglich in Kraft setzen möchte, ist unausgereift und gaukelt den Arbeitnehmern vor, ihre Gehälter würden sich in Zukunft positiver entwickeln.
Hierzu muss bemerkt werden, dass die Direktionsmitglieder während den Verhandlungen ein ganz anderes Ziel aufzeigten; es ging von zu hohen Gehältern die Rede und es wurde gefordert, dass die Gehältermasse nicht weiter ansteigen dürfe.

Das neue System ist reine Augenwischerei, da versucht wird die Arbeitnehmer glauben zu lassen, sie könnten bis in die höchste Gehälterklasse aufsteigen. Da der ACL-Services aber Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen braucht und nicht nur in denen, die der höchsten Gehälterklasse angehören, würden die Angestellten bald mit der Realität konfrontiert: sind alle Posten einer Gehaltsklasse besetzt, ist ein Aufsteigen unmöglich.

Die Gewerkschaften bereiten sich auf einen größeren Konflikt vor

Der OGBL und der LCGB bedauern die auf Konfrontation ausgelegte Verhandlungstaktik der ACL-Direktion, die schlussendlich nur in einer Nicht-Schlichtung enden konnte.

Zusammen mit der Personaldelegation werden die Gewerkschaften das Personal genauestens informieren und gleichzeitig die nötigen Schritte in Richtung Streik in die Wege leiten.
Zusammen mit den Beschäftigten werden wir weiterhin verantwortungsvoll handeln.

Mitgeteilt von den Gewerkschaften OGBL und LCGB,
am 9. Dezember 2014

[1] Die Anfangsgehälter für Beschäftigte ohne Diplom und Beschäftigte mit CATP sind der jeweilige gesetzliche Mindestlohn, das Anfangsgehalt für Beschäftigte mit einem „BAC“ oder „BAC+“ liegt 50€ über dem Mindestlohn für qualifizierte Arbeitnehmer. Nach 36 Dienstjahren erreichen die Gehälter ein Niveau von: 1,69-mal den Mindestlohn für Beschäftigte ohne Diplom. Für Beschäftigte mit CATP ist es 1,63-mal der gesetzliche qualifizierte Mindestlohn und für Beschäftigte mit einem „BAC“ oder „BAC+“ sind es1,71-mal dieser Mindestlohn.